Pendule „L’Afrique“ Pendule au Nègre Directoire die Bronzen J.S. DEVERBERIE (Jean-Simon Deverberie, gest. 1824) Paris um 1800 signiert Morel fils Hger

14.500,00 

Pendule „L’Afrique“
Pendule au Nègre
Directoire
die Bronzen von J.S. DEVERBERIE
(Jean-Simon Deverberie, gest. 1824)
Paris um 1800
Das Zifferblatt signiert
Morel fils Hger
H. 44 cm, L. 37 cm, T. 15 cm
(ohne Podest)
Charles Morel
Uhrmacher in Paris
Rue Martin No. 81 und Rue des Gravilliers 48
verheiratet mit Marie Voinehet und später mit Françoise Victoire Emilie Giffey am 4. Oktober 1794, verstorben vor 3. Juli 1817.
Seltene Variante mit Hund und Schildkröte aus Elfenbein.
Eine identische Pendule wird aktuell im beglischen Kunsthandel für 30.000 € angeboten.
Ein anderes Exemplar wurde versteigert:
Chayette & Cheval, Paris, 28.Juni 2013, Nr.108, für 28.000 €
siehe auch:
Hampel, München, April 2018, Nr.107 (30.000 €)
Das Uhrwerk wurde von meinem Uhrenrestaurator überprüft und gereinigt.
Die aquarellierte Originalzeichnung mit Signatur „Deverberie Horloger“ befindet sich in der Bibliothèque Nationale, Cabinet des Estampes. Eine modellgleiche Pendule ist heute Bestand der Sammlung Duesberg, Brüssel. Am 22.1.1799 ließ J.S. Deverberie Zeichnungen und Entwürfe verschiedener Pendulen aus Gründen des Modellschutzes in der Biblipthèque Nationale registrieren, wo sie heute noch im Cabinet des Estampes aufbewahrt sind. Es handelte sich dabei vor allem um verschiedene Versionen der sog. „pendules au nègre“, so auch zahlreiche Entwürfe der hier angebotenen Pendule. Die Darstellung solch „exotischer“ Figuren hat ihren Ursprung seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Rousseau’schen Prämisse des „retour à la nature“. Weitere, meist pädagogisch intendierte literarische Werke – man denke an das damals außerordentlich beliebte Buch von Bernardin de Saint Pierre „Paul et Virginie“ aus dem Jahre 1788 oder an „Atala“ von François Chateaubriand im Jahre 1805 und nicht zuletzt an das vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr populäre Buch von D. Defoe, „Robinson Crusoe“ – übten großen Einfluss auf die bildenden Künste aus, und die „pendules au nègre“ zeugen in markanter Weise von diesem Interesse der noblen Gesellschaft für Motive und Figuren „exotischer“ Herkunft; die Begegnung von Robinson mit Freitag, die Figur des Robinson als Schiffbrüchigen, Atala als Befreierin von Chactas oder die Darstellung von Paul und Virginie, getragen von zwei Schwarzen, wurden der Literatur entnommen – sowohl bildlich als auch bildhauerisch. Dabei spielte nicht nur das kulturelle und stark idealisierte Interesse an der „exotischen“ Welt eine große Rolle sondern vor allem auch deren Ausstrahlung einer „natürlichen Erotik“; der sich küssenden „couple enlacé“, die mit entblössten Brüsten dargestellte „nourrice africaine“ oder der durch athletischen Körperbau charakterisierte „nègre chasseur“ offenbaren diesen Aspekt sehr schön. Das Sujet des „bon nègre“ oder „bon sauvage“ wurde schließlich in den Epochen des Directoire, Empire und teils der Restauration weiterentwickelt und in über 20 Variationen konkretisiert, wobei die originellsten und vor allem qualitativ hochwertigsten Modelle von J.S. Deverberie stammten. Sichere Zuschreibungen an J.S. Deverberie sind nur dann möglich, wenn die Entwurfszeichnung vorhanden ist oder die Pendule seine Signatur trägt. Der Usance der Jahre um 1800 entsprechend lieferten aber verschiedene „bronziers“ die modellgleiche Uhr mit von ihnen signierten Zifferblättern. F. Gall, A.A. Ravrio und P.P. Thomire lieferten beispielsweise die identischen Modelle dem Garde-Meuble – so dass der eigentliche Entwerfer bei Fehlen von Dokumenten und Zeichnungen nicht mehr genau eruiert werden kann. Aus diesem Grund können einige der hier angebotenen Pendulen aufgrund ihrer Qualität und Phantasie dem Oeuvre von J.S. Deverberie zugeschrieben, nicht jedoch quellenmässig belegt werden. Folgende von ihm signierte Pendulen aus dem Directoire sind bekannt: „L’Afrique“, „L’Amérique“, „La Chasseresse sur un palanquin“, „Le négrillon porteur“, „Deux négrillons soutenant un portique“, „La pendule au char avec jeune femme de Louisiana“, „Couple enlacé“. Des weiteren sind Kerzenstöcke und Girandolen „aux nègres“ auf seine Entwürfe zurückzuführen.
Bedeutende Museen, in welchen Pendules „au nègre“ ausgestellt sind: in Frankreich – Musée des Arts Décoratifs („L’Afrique“), Musée Chateaubriand („Atala et Chactas“), Musée Paul Dupuy in Toulouse („L’Amérique“), Musée de l’Hôtel Sandelin in Saint-Omer („Le nègre deversant son sac“), Musée du Nouveau Monde in La Rochelle („Le nègre sur un bateau“, „Le nègre sur un char“, „L’Amérique“, ein Modell über das Thema von „Atala“, „Le matelot“, „Le portefaix“). In Florenz – Palazzo Pitti (ein sehr schönes Modell von „Robinson Crusoe“). In Spanien – Patrimonio Nacional Espagnol („L’Indien et l’Indienne enlacés“, „Le nègre fumeur“, „Le portefaix“, „La nourrice africaine“).
J.S. Deverberie gründete in den letzten Jahren des 18.Jahrhunderts mit J.F. Hertzog die Firma „Deverberie et Compagnie, Manufacturiers d’Horlogerie et de Bronze doré“, und integrierte damit – wie beispielsweise P.E. Romain und andere „bronziers“ der Jahrzehnte um 1800 – eine Uhrenwerkstatt in den Betrieb. 1803 hatte er finanzielle Schwierigkeiten, konnte aber mit seinen Gläubigern – unter anderem die Vergolder J.L. Foubert, Roger l’Ainé und Roger le Jeune, J.B. Trémet, J.C. Herouard, N. Pavis, die Witwe Dartois, der „marchand de ressorts“ G. Mouginot l’Ainé, der „marbrier“ P.J. Gilles und die Uhrmacher Lemoine, Sandoz, Dubuc l’Ainé und Dubuc le Jeune sowie Mathieu und Marc Croutte – einen Vertrag über schrittweise Rückzahlungen erstellen. Diesen Schwierigkeiten zum Trotz besticht sein Oeuvre durch eine atemberaubende Vielfalt der Formensprache sowie eine bestechende Ausführung in punkto Qualität und Bronzezierat.
Literatur:
Pierre Kjellberg Encyclopedie de La Pendule Francais, Paris 1997, p.351 ganzseitig in Farbe ;
H. Ottomeyer / P. Pröschel, 1986; I, S. 380 (Abb. 5.1525, eine modellgleiche Pendule).
B. Mura, La pendule au nègre à l’heure de Deverberie, in „L’Estampille / L’Objet d’Art“, 1990, S. 40 (die Entwurfszeichnung).
H.L. Tardy, La pendule française des origines à nos jours, Paris 1961-64; S. 356.
J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996, S. 158 und 352. Archiv des Centre de Recherches Historiques sur les Maîtres Ebénistes in Paris (biogr. Angaben).
Ausstellungskatalog „La pendule au nègre“ im Musée de l’Hôtel Sandelin in Saint-Omer vom 29.4.-12.6.1978. Ausstellungskatalog „De Noir et d’Or“ – Pendule „Au bon sauvage“ im Musée Bellevue in Brüssel, 1993.
Inv.Nr.6.504

14.500 €

Artikelnummer: UHTH13 Kategorie: